Eine aktuelle Ergänzung zu einem früheren Artikel: Neues zur Fahne des Reichsbanners Rhumspringe

In einem unten verlinkten Artikel habe ich beschrieben, auf welchem Wege die Fahne des Reichsbanners Rhumspringe in die Friedrich-Ebert-Stiftung kam. Mittlerweile ist die Fahne restauriert. Über das Fest zur Fahnenweihe konnte ich einen zeitgenössischen Artikel finden, der hier veröffentlicht wird. Die Verbandszeitung „Das Reichsbanner“ berichtete am 13. Juli 1929 in ihrer Beilage für die Gaue Hannover und Braunschweig über diese Fahnenweihe:
Kreistreffen in Rhumspringe
„Die Kameraden der Ortsgruppe Rhumspringe hatten in den letzten Tagen alle Hände voll zu tun, um den Gästen vom Eichsfeld und dem Harzgau einen guten Empfang zu bereiten. Daß diese Mühe belohnt wurde, zeigte schon am Sonnabend das Eintreffen von mehr als hundert Kameraden aus dem Harzgebiet. Der am Sonnabend in dem Festzelt veranstaltete Kommers hatte einen sehr guten Besuch aufzuweisen. Dier vom Festwirt Ballhausen-Hilkerode bestellte Kapelle wartete mit einem guten Programm auf. Die Trommlerkorps Bad Lauterberg und Bad Grund sorgten für angenehme Abwechslung. Der Bauermeister Diederich hatte es sich nicht nehmen lassen, am Kommers teilzunehmen, was mit Genugtuung von den Rhumspringer Kameraden empfunden wurde. Der technische Leiter, Kamerad A. Jacobi, hielt die Begrüßungsansprache und wünschte den auswärtigen Gästen, daß sie in Rhumspringe einige frohe Stunden verleben möchten. Die gute Stimmung hielt bis weit nach Mitternacht an. Der Weckruf machte das Dorf lebendig. Am Vormittag kamen immer neue Trupps in das festlich geschmückte Dorf. Nach der Führerbesprechung formierte sich dann ein gewaltiger Festzug, an dem schätzungsweise 1200 Kameraden mit einem Wald von Fahnen teilnahmen. Unter Vorantritt der Kapellen Bad Grund und Ballhausen marschierten zuerst die örtlichen Vereine auf. Der Bauermeister und zwei Ausschußmitglieder gingen mit im Festzuge, und dann kamen die Reichsbanner-Kameraden. Durch das fast überschwenglich mit Grün geschmückte Dorf ging der Zug zum Gefallenen-Denkmal, wo Kamerad Jahn (Hannover) eine zu Herzen gehende Ansprache hielt. Mit dem Gelöbnis, daß nie wieder ein Völkermorden stattfinden dürfte, legte er einen Kranz nieder, während die Kapelle das Lied vom guten Kameraden intonierte.
Nachdem der Festzug die meisten Straßen des Ortes passiert hatte, kam der eigentliche Festakt, die Weihe des Banners der Ortsgruppe Rhumspringe. Kamerad Jacobi hieß alle Erschienenen willkommen. Dann begrüßte Bauermeister Diederich die Gäste und wünschte der Veranstaltung einen guten Erfolg.
Nachdem Kamerad Gadstätter die Anwesenden im Namen des Kreisvorstandes begrüßt hatte, nahm Kamerad Jahn (Hannover) das Wort zur Festrede. Er schilderte die Notwendigkeit der Gründung des Reichsbanners im Jahre 1924 und ermahnte alle Anwesenden, heute noch fester denn je für die Republik einzutreten. Dann übergab er der Ortsgruppe Rhumspringe da neue Banner mit dem Wunsche, immer an den Spruch zu denken, der auf dem Banner stehe: Nie kämpft es sich schlecht für Freiheit und Recht. Die Damen Anna Diederich und Klara Beckmann trugen einen Festprolog vor und überreichten eine kostbare Fahnenschleife im Namen der am Festzuge teilgenommenen Vereine..“
PS: Die Fahne wurde hergestellt durch die Firma "Fahnen Lotze, Hann.-Münden" und trägt auf der Rückseite den Aufdruck: "Nie kämpft sich`s schlecht für Freiheit und Recht!" Die Fotos wurden bereitgestellt durch das "Archiv der Sozialen Demokratie".
Hier ist der Link zu dem früheren Artikel:
