Reinhard Dierkes

Wir wollen keine politischen Kinder sein….

Der Kriegerverein Bilshausen

Von seiner Gründung 1879 bis 1929

Ein Beitrag zur Sozialgeschichte unseres Dorfes

Die Gründung des Kriegervereins Bilshausen

Zur Vorgeschichte des Bilshäuser Kriegervereins gehört eine Fehlanzeige. Unter dem Datum des 19. Mai 1877 teilt der Fuß-Gendarm in der 10. Gendarmerie-Brigade Plath dem Kreishauptmann in der Kreisstadt Duderstadt mit, dass es in Bodensee und Gieboldehausen bereits bestehende Kriegervereine gebe, in den umliegenden Ortschaften Bilshausen, Renshausen, Krebeck und Wollbrandshausen hingegen keine Kriegervereine bestünden. Schon sehr früh und durchaus intensiv kümmerte sich der preußische Staat um das Kriegervereinswesen. Das hatte natürlich Gründe, wie wir sehen werden.

Reichlich zwei Jahre nach dieser Fehlanzeige wurde der Bilshäuser Kriegerverein ins Leben gerufen und etablierte sich dann auch rasch unter den bereits vorhandenen Vereinen in Bilshausen. Gründungsdatum war der 23. Juli 1879. In einem Brief vom 26. Juli 1879 formulierte der Verein die „ergebenste Bitte betr. gütige Genehmigung beifolgenden Statuts des Kriegervereins zu Bilshausen.“ In diesem Schreiben heißt es:

„Königlichem Amte erlaube ich mir die ergebene Angabe zu machen, dass sich am 23. d. M. hierselbst ein Kriegerverein gebildet hat. Namens der übrigen Vorstandsmitglieder erlaube ich mir, Hochdemselben das in der ersten Versammlung entworfene Statut mit der ergebenen Bitte zu unterbreiten:

Königliches Amt wolle demselben die Genehmigung gütigst ertheilen, damit dasselbe gedruckt den einzelnen Mitgliedern zur Beachtung übergeben werden kann.

Mit größter Hochachtung

C. Rudolph,

Lehrer und Zahlmeister des Vereins“ [1]

Die Vereinsmitglieder stellten ihren Kriegerverein bei der Gründungsversammlung unter das Motto „Eintracht macht stark“ . Nachdem der Duderstädter Kreishauptmann von Ofen am 8. August dem Vorstand noch einige Änderungswünsche für die Satzung mitgeteilt hatte, konnte diese am 25. September 1879 durch das Königliche Amt bestätigt und anerkannt werden.

Aus dem Schreiben des Lehrers und Zahlmeisters Rudolph vom 25. August , in dem dieser die Änderungswünsche des Amtes akzeptiert, geht hervor, dass dem Verein vier Wochen nach seiner Gründung bereits 62 Mitglieder angeschlossen waren. Dem ersten Vorstand des Bilshäuser Kriegervereins gehörten die folgenden Männer an:

C.W. Dietrich, Hauptmann, (ebenso Bauermeister),

F. Trümper, Adjutant,

C. Rudolph, Zahlmeister,

F. Engelhardt, Feldwebel,

g. Henniges, Fähnrich,

G. Strüber, Sergeant,

F. Wüstefeld, Unteroffizier [2]

So richtig zu einem Verein wuchsen die Mitglieder erst im Laufe des folgenden Winterhalbjahres zusammen. Viele Bilshäuser Männer, zu einem großen Teil Bauarbeiter und Handelsleute, verdienten ihr Geld in der Fremde. Sie waren begehrte Fachkräfte beim Aufbau der großen Industrieanlagen und Fabriken sowie der im Umfeld dieser Unternehmen benötigten Arbeitersiedlungen in den Städten des Reiches, wie z. B. in Hannover-Linden und im Ruhrgebiet. Erst wenn die fortgeschrittene Jahreszeit die Beschäftigung auf den Baustellen oder die Handelsreisen unmöglich machte, kehrten die Männer für einige Wochen in ihr Heimatdorf zurück. Das war dann die Zeit, in der sie sich in den Wirtshäusern zum Austausch des Erlebten und zu geselligen Veranstaltungen im Rahmen der kirchlichen und kulturellen Vereine und Verbände trafen. Sie hatten vom Frühjahr bis zum späten Herbst in den verschiedenen Provinzen des Reiches gearbeitet: im noch immer welfisch und vom Widerstand gegen die preußische Vorherrschaft geprägten Hannover, im katholisch dominierten und dem sozialen Fortschritt gegenüber aufgeschlossenen Köln des Adolf Kolping, aber auch im preußischen Zentrum Berlin selbst. Jeder von ihnen hatte Neues gesehen und gehört, das es jetzt im Dorf zu besprechen galt. Die politische Ideen dieser Jahre wurden in den Gaststuben diskutiert. Das Spektrum der politischen Kontrahenten damals reichte ja von Marx und Engels einerseits über die Ideen des politischen Katholizismus Kölner Prägung bis hin zu Bismarck und Kaiser Wilhelm I. andererseits. Dieses breite Angebot gesellschaftspolitischer Strömungen wollte gesprächsweise verarbeitet werden. Aus heutiger Sicht und vor dem Hintergrund der damaligen politischen und sozialen Spannungen betrachtet, müssen dies sehr intensive Diskussionen unter den Bilshäuser Männern gewesen sein. Und trotzdem blieb das Denken und Handeln auch weiterhin eingebettet in die Vorstellungen und Ideen der von der Katholischen Kirche gesteuerten Zentrumspartei beispielsweise eines Ludwig Windhorst.

Zurück zum Kriegerverein. Das Winterhalbjahr brachte den notwendigen weiteren Mitgliederzulauf, so dass der Verein für die nähere Zukunft organisatorisch und finanziell abgesichert schien und auf festen Beinen stand. Diese Aussicht bestärkte die Mitglieder darin, sich schon bald eine Vereinsfahne anzuschaffen. Schon am 30. März 1880 brachte der Zahlmeister des Vereins beim Königlichen Amt in Gieboldehausen zu Duderstadt eine „…ergebenste Bitte betr. gütige Genehmigung zur Anschaffung einer Kriegervereinsfahne nach beifolgender Zeichnung…“ ein. Dieses Dokument sei hier vollständig wiedergegeben:

Königlichem Amte beehre ich mich, im Auftrage des hiesigen Kriegervereins eine Zeichnung über eine anzuschaffende Fahne ergebenst einzusenden. Zur geneigten Kenntnisnahme erlaube ich mir noch folgendes anzuführen:

  1. Die Fahne soll vom besten Seidenstoff nach beifolgender Probe und 130/150 cm groß angefertigt werden.
  2. Adler und Inschrift soll beste Samtapplikation mit Goldrandstickerei werden, die Eichenblätter jedoch Seidenstickerei.
  3. Garnierung als Quäste und Fransen nach beifolgender Probe.
  4. Die Stange soll naturpoliert, die Spitze von Messing und stark vergoldet, der Traggürtel von starkem Lackleder werden.
  5. Angefertigt werden soll die Fahne von der Firma Franz Reinecke in Hannover und zwar für die Summe von 225 Mki. Für Haltbarkeit und gute Ausführung leistet dieselbe 5-jährige Garantie.

Indem nun der Verein, soweit ihm bekannt, allen bei Anschaffung einer Fahne zu beachtenden Vorschriften zu genügen glaubt, erlaubt sich der Unterfertigte namens des Vereins Königlichem Amte die ergebene Bitte vorzutragen: Höchstderselbe wolle geneigt zur Anschaffung der Fahne die amtliche Genehmigung gütigst erteilen.

Mit größter Hochachtung verharrt

C. Rudolph, Zahlmeister des Kriegervereins“ [3]

Das Gesuch hatte Erfolg. Nach einem kurzen Schriftwechsel zwischen dem Königlichen Amt und der Landdrostei Hildesheim, in dem es um die Form der Satzung des Kriegervereins und dessen polizeiliche Genehmigung ging, konnte der Kreishauptmann unter dem Datum des 5. Juni 1880 dem Vereinsvorstand mitteilen, „…dass die Herren Minister des Krieges und des Innern auf Grund der ihnen allerhöchst ertheilten Ermächtigung mittels Erlasses vom 20. des Monats die Genehmigung zum Führen einer Fahne nach der anliegenden Zeichnung für den dortigen Kriegerverein ertheilt haben. Der Kreishauptmann v. Ofen“ .

Sehr rasch begannen die Vorbereitungen für ein ordentliches Fest zur Fahnenweihe. Und schon am 12. Juli 1880 luden die Bilshäuser per Zeitungsanzeige zu ihrem Stiftungsfest ein:

„Der Kriegerverein zu Bilshausen hat das Vergnügen, am 25. d. M. sein 1. Stiftungsfest, verbunden mit Fahnenweihe, auf dem Strohkruge zu feiern. Es würde demselben sehr angenehm sein, wenn sich nicht nur die Kriegervereine von nah und fern, sondern wenn auch sonstige Festfreunde sich an diesem Feste beteiligten. Soweit die Vereine der Nachbarschaft hierorts bekannt, sind schon Einladungen an die Vorstände derselben ergangen. Sollte ein nicht besonders eingeladener Kriegerverein sich doch zu betheiligen wünschen, so wird auch dieser willkommen sein.

Die Festordnung wird etwa folgende sein:

Am Abend zuvor gegen 9 Uhr, Zapfenstreich unter wiederholtem Lösen der Kanonen. Am Festmorgen um 5 Uhr, Reveille unter Kanonendonner. Um 8 Uhr Antreten der Bilshäuser Mannschaft auf der Schanze, Abholen und Übergabe der Fahne. Um 9 Uhr Kirchenparade. Von 1.30 Uhr – 2.30 Uhr nachmittags Empfang der auswärtigen Vereine auf der Schanze, einem freien Platze zwischen Bilshausen und dem Festlocale. Gemüthliche Unterhaltung und Tanzvergnügen auf zwei verschiedenen Salons für Krieger und Festfreunde.

Der Vorstand“ [4]

Die Aufgaben der Kriegervereine

Worin lagen eigentlich die Aufgaben der Kriegervereine? Welche Bedeutung hatten sie für die ehemaligen Krieger? Welche für unser Dorf? Sehr rasch wird dem interessierten Betrachter deutlich, dass es wesentlich um zwei Bereiche ging, in denen sich die Kriegervereine betätigten. Einmal ging es um die Pflege der kameradschaftlichen Beziehungen untereinander, die sich in vielen Fällen im gemeinsamen schrecklichen Kriegserlebnis begründete. Dies musste aber nicht zwingend bedeuten, sich stets der vermeintlichen früheren Heldentaten zu erinnern. Ganz bestimmt ist auch die weniger heroische Erinnerung daran Bestandteil des Austauschs gewesen, die Aufarbeitung all dessen, was ein Mensch in Kriegszeiten auch an psychischer Verwundung erleiden muss. Da jedoch der preußische Staat schon sehr früh damit begann, die Kriegervereine im Reich straff zu organisieren – seit 1842 benötigten sie in Preußen eine staatliche Anerkennung, seit 1873 waren sie im Deutschen Kriegerbund zwangsweise zusammengeschlossen - und politischen Einfluss auf sie auszuüben, geriet die Pflege der militärischen Tradition zeitweise stark in den Vordergrund des Vereinsgeschehens. Ein üblicher Jahresverlauf in einem preußischen Kriegerverein umfasste Kaisergeburtstag, Landesfürstengeburtstag, Sedan-Erinnerungsfeier, Stiftungsfest, Wintervergnügen und Landpartie bzw. Waldfest. So oder so ähnlich übernahmen es die meisten Kriegervereine.

Der zweite, wichtigere Bereich – jedenfalls aus Sicht der Betroffenen – war die soziale Unterstützung von bedürftigen Vereinsmitgliedern und deren Familien. Und diese menschliche und finanzielle Unterstützung war dringend geboten. Denn was die preußischen Behörden ihren Untertanen bei Verwundung oder Invalidität zukommen ließen, reichte für ein halbwegs abgesichertes Leben nicht aus. Durch alte Akten, die im Niedersächsischen Hauptstaatsarchiv in Hannover lagern, ist ein solcher Invaliditätsfall eines Bilshäuser Einwohners überliefert.

Josef Tischmann war Soldat in der hannoverschen Armee. In der Schlacht bei Langensalza am 27. Juni 1866, wo sich hannoversche Truppen einer preußischen Übermacht ausgeliefert sahen, wurde er schwer verletzt und später zum Invaliden erklärt. In einem Schreiben an den Amtsvogt in Lindau teilte die prüfende Behörde am 26. Februar 1868 mit:

„Wir haben beschlossen, dem bei Langensalza verwundeten Josef Tischmann zu Bilshausen eine einmalige Unterstützung von 20 Reichstalern zu bewilligen. Sollte der Tischmann einer weiteren Unterstützung bedürfen, so bitten wir um gefällige Mitteilung der näheren Verhältnisse, in welchen derselbe lebt.“ [5]

Einige Monate später, am 13. Juli 1868, befand der Amtsvogt zu Lindau in dieser Angelegenheit:

„Berichte Königlichem Amte Gieboldehausen gehorsamst, daß der Vater des Verwundeten Tischmann, der Bäcker… Georg Tischmann zu Bilshausen , in ganz guten Vermögensverhältnissen lebt, der Unterstützung, wie sie hierfür fraglich und angeboten, in keiner Weise bedürftig ist.“ [6]

Und so kam es dann auch. Eine fortlaufende Unterstützung wurde dem Invaliden nicht gewährt, es blieb bei der einmaligen Abfindung von 20 Reichstalern. Die Landesherren entzogen sich ihrer Verantwortung und übertrugen diese auf nahe Angehörige des ehemaligen Soldaten. Als ob die Eltern nicht schon genug Unrecht durch das Schicksal ihres Sohnes erlitten hatten. Solche Entscheidungen bestärkten viele Kriegsteilnehmer in der Absicht, ihr Schicksal nicht einfach hinzunehmen, sondern ihr soziales Anliegen selber zu organisieren.

Die innere Struktur des Bilshäuser Kriegervereins lässt sich gut an den Statuten ablesen, die sich der Verein bei seiner Gründung gab. In der Satzung heißt es (Auszüge):

§ 1 Der Kriegerverein zu Bilshausen verfolgt folgende Zwecke:

  1. die Leichen verstorbener Kameraden in feierlicher Weise zu bestatten,
  2. den guten militärischen Geist auch im bürgerlichen Leben zu pflegen und auch dahin zu wirken, daß bei den neu eintretenden jungen Kriegern derselbe Geist erhalten bleibt,
  3. die dürftigen Wehrmänner und Reservisten resp. Deren Familien, wenn erstere …. Zu Diensten bei der Fahne einberufen werden oder ohne ihr Verschulden in dürftige Lage geraten, zu unterstützen.
  4. § 2 Berechtigt, dem Verein beizutreten, ist jeder, der seiner Militärpflicht im
  5. stehenden Heer genügt … hat.
  6. …..
  7. § 5 Zur Bestreitung der laufenden Ausgaben und Bildung eines Unterstützungsfonds
  8. zahlt jedes bis zum 1. Januar 1880 aufgenommene Mitglied ein Eintrittsgeld von 1 Mk, von da ab 3 Mk.
  9. Außerdem hat jedes Mitglied vierteljährlich … einen Beitrag von 60 Pfg. zu zahlen…
  10. Sobald das Vereinsvermögen die Summe von 100 Mk übersteigt, hat der Vorstand für zinsbare Anlegung zu sorgen.
  11. Zur Fahne einberufene Mitglieder sind von der Entrichtung der Beiträge frei.
  12. …..
  13. § 7 Der Vorstand besteht aus folgenden Mitgliedern:
  14. dem Hauptmann,
  15. dem Adjutanten,
  16. dem Zahlmeister,
  17. dem Feldwebel,
  18. dem Fähnrich,
  19. dem Sergeanten,
  20. dem Unteroffizier.

…..

§ 9 Bei Feierlichkeiten tragen die Vorstandsmitglieder eine schwarz-weiß-rote

Schärpe um die Hüften, der Adjutant jedoch über die Schulter.

Alle Mitglieder des Vereins tragen als Abzeichen eine dunkelblaue Mütze mit einer Landwehrkokarde.

…..

§ 11 1. Der Hauptmann beruft den Vorstand durch Einladung zur Besprechung und

Beratung

2. Der Adjutant steht dem Hauptmann in jeder Hinsicht zur Seite resp. Vertritt denselben.

3. Dem Zahlmeister liegt die Rechnungsführung ob.

4. Der Feldwebel besorgt die schriftlichen Arbeiten, führt bei Versammlungen das Protokoll und führt ein namentliches Verzeichnis der Mitglieder.

5. Der Fähnrich trägt die Vereinsfahne.

6. Der Sergeant und Unteroffizier dienen zur Unterstützung des Zahlmeisters und Feldwebels.

§ 12 Bei allen Versammlungen ist vom Hauptmann darauf zu achten, daß Ruhe und

Ordnung herrsche und Politik nicht berührt wird.

…..

§ 14 Im Monat Juli feiert der Verein sein Stiftungsfest.

§ 15 Unterstützung von Kameraden gewährt der Vorstand nach Maßgabe der

vorhandenen Mittel und mit Rücksicht auf jeden einzelnen vorliegenden Fall.“ [7]

Den Statuten angehängt war noch ein aus fünf Paragraphen bestehendes „Begräbnisreglement“, in dem die Beteiligung des Kriegervereins an Beerdigungen von Mitgliedern geregelt wurde. Demnach beteiligte sich der Verein an einem Begräbnis eines hierorts verstorbenen Mitglieds durch Ehrengeleite, Trauermusik und Tragen des Sarges. Verstorbene, die einen Feldzug mitgemacht hatten, wurden durch eine Ehrensalve am Grab besonders gewürdigt.

Da in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Zuge der europäischen Staatenbildung Kriege zu führen zur regelmäßig stattfinden Unsitte wurde, wobei die Fronten dabei wechselten, war auch die Mitgliederschaft des Kriegervereins in ganz unterschiedlicher Weise von den Erlebnissen im Felde und den kriegspolitisichen Zielen geprägt. Sicher waren unter den Vereinsmitgliedern solche, die noch 1866 unter dem hannoverschen König Georg gegen die Preußen gekämpft hatten. Das hannoversche Königshaus hatte sich im preußisch-österreichischen Konflikt aus nachvollziehbaren Gründen auf die Seite der Österreicher und Bayern geschlagen. König Georg schätzte die politisch erdrückende Bedeutung eines übermächtigen Preußen für das eigene Königshaus durchaus realistisch ein. Der Versuch des welfischen Heeres, den Anschluss an die bayrische Armee herzustellen, misslang aber gründlich. Preußen besetzte das hannoversche Gebiet und schlug das welfische Herr in der Schlacht bei Langensalza (Thüringen) im Jahre 1866. Für die damaligen Bilshäuser Kriegsteilnehmer, von denen der Jäger Bode im Alter von 23 Jahren den Tod erleiden musste und der bereits erwähnte Soldat Tischmann zum Invaliden wurde, waren die Preußen Kriegsfeinde gewesen. Seit 1866 aber regierten sie als Landesherrn auch im Eichsfeld. Das Königreich Hannover, ein Zugeständnis des Wiener Kongresses im Jahre 1815 in der Folge der napoleonischen Befreiungskriege, hatte nach knapp 50 Jahren aufgehört zu bestehen. War das Eichsfeld bislang nur im heute thüringischen Teil seinerzeit preußisch, so war es jetzt komplett unter preußischer Herrschaft. Die Grenzziehung von 1815 bekam erst nach dem 2. Weltkrieg erneut Bedeutung dadurch, dass sie das Eichsfeld noch einmal teilte: in eine sowjetisch besetzte (später die DDR) und eine von englischen Truppen (später Bundesrepublik) verwaltete Zone.

Doch schon im Jahre 1870 setzten erneut Rekrutierungsmaßnahmen ein. Es galt, gegen Frankreich zu rüsten. Diesmal standen junge Bilshäuser Männer in einem preußischen Heer und sollten helfen, das Bismarck`sche Deutsche Reich mit militärischen Mitteln auf die Beine zu stellen. Zwei von ihnen ließen dabei ihr junges Leben: der Husar Henniges und der Jäger Engelhardt. Die gesund aus dem Krieg heimgekehrten Männer nahmen ihre Arbeit wieder auf, die Teilnehmer beider Kriege organisierten sich zunächst locker, später dann im Kriegerverein Bilshausen.


[1] Kreisarchiv Göttingen, Akte II//I/G Nr. 2

[2] Kreisarchiv Göttingen, Akte II//I/G Nr. 2

[3] Kreisarchiv Göttingen, Akte II//I/G Nr. 2

[4] Stadtarchiv Duderstadt, „Zeitung fürs Eichsfeld“, 12.7.1880

[5] Niedersächsisches Hauptstaatsarchiv (Nds.HSA) Hann 74/777

[6] s. Fußn. 5

[7] Kreisarchiv Göttingen (KrA), „Der Kriegerverein Bilshausen“