Der unvergessene SPD-Ratsherr Fritz Gerloff aus Rhumspringe und der damalige OV-Vorsitzende Reinhard Dierkes übergaben am 7. Oktober 1988 die Fahne des Rhumspringer Reichsbanners von 1929 der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Fritz Gerloff, mit dem ich damals im Samtgemeinderat und in der Partei eng zusammen arbeitete, berichtete einmal davon, dass in seinem Hause noch eine Reichsbannerfahne des Rhumspringer Ortsvereins liegen würde. Mein Gedanke war: Die muss restauriert werden und erhalten bleiben und einer breiten Öffentlichkeit gezeigt werden können. Viele solcher Exemplare gab es nämlich nicht mehr. Sie wurden meistens in der Nazizeit eingezogen und vernichtet. Deswegen nahmen wir Kontakt mit der Friedrich-Ebert-Stiftung auf, um das Erinnerungsstück zu retten. Die Stiftung war sehr angetan und am 7. Oktober 1988 fuhren wir mit der Fahne gemeinsam nach Bonn.

Mit dieser Reichsbannerfahne ist eine besondere Geschichte verbunden, die in der Familie Gerloff in Rhumspringe spielt. Im "Sozialdemokrat-Magazin" (der damaligen Zeitung der SPD) war in der Märzausgabe 1989 dann die folgende Zusammenfassung zu lesen:

"Die Fahne, die das stolze Motto `Nie kämpft es sich schlecht für Freiheit und Recht´ trägt, schmückte in der zweiten Hälfte der Weimarer Republik Umzüge und Festlichkeiten der schwarz-rot-goldenen Republikschützer. Im Frühjahr 1933 drangen SA-Leute, erinnert sich Fritz Gerloff, in das Haus seiner Familie ein und verlangten die Herausgabe des verhassten Symbols samt Fahnenspitze. Gerloffs Vater - Fritz Gerloff sen., geb. 1893 - behauptete, die Fahne verbrannt zu haben und knallte ihnen die Fahnenspitze vor die Füße, die dabei in tausend Stücke zersprang. Der braune Trupp zog unverrichteter Dinge wieder ab. Die gerettete Fahne begrub man in einer Blechbüchse im Holzstall, musste aber nach einiger Zeit feststellen, dass die Nässe ihr nicht bekam. Fritz Gerloffs Großmutter Luise - geb. 1872 - nähte sie deshalb in eine Bettdecke ein. Dort überstand sie das Dritte Reich und gelangte schließlich in den Besitz des Enkels, der sie nun zur Verfügung stellt."

Es ist noch nachzutragen, dass wir seinerzeit für den Ortsverein einen Übergabevertrag ausgehandelt haben, in dem geregelt ist, dass die Fahne auf Kosten der Stiftung restauriert werden sollte. Die restaurierte Fahne dürfte bei festlichen Gelegenheit vom Ortsverein ausgeliehen werden. Die Fahne selbst wird in Bonn so platziert, dass sie der Parteiöffentlichkeit zugänglich ist. Im Jahre 1993 erhielt der Ortsverein davon Kenntnis, dass eine erste Restaurierung stattgefunden habe. Allerdings war man mit dem Ergebnis noch nicht ganz zufrieden. Sie sollte daher in den folgenden Jahren erneut restauriert werden. Und seit der Zeit liegt die Rhumspringer Reichsbannerfahne nun in Bonn und erzählt ihre Geschichte der Familie Gerloff....